Ein Denkmal ist immer auch ein Zeitzeuge.
Die Geschichte um die Weststrasse 9
Vielleicht scheint Ihnen unser Haus auf den ersten Blick ein wenig aus der Zeit gefallen, eklektizistisch oder historisierend? Und tatsächlich, mit seinen gliedernden Elementen aus rotem Backstein, den großen Bogenfenstern, dem mächtigen Giebel und dem stattlichen Eingangsportal ist es eine Reminiszenz an die norddeutsche Backsteingotik.
1934/35 von der Freikirche Markranstädt | Leipzig (Bund freireligiöser Gemeinden) im Rohbau errichtet, sollte der Bau für die christliche Gemeinschaft ein Gemeindehaus mit Wohneinheiten und Versammlungssaal werden, vermutlich auch zur liturgischen Nutzung dienen. Doch noch 1935 wird die Freikirche Markranstädt vom sächsischen Staat (unter der NSDAP) verboten und enteignet. Dennoch wurde das Haus durch kommunale Hand, aufgrund hoher Wohnungsnot im Ort, zeitnah fertiggestellt. Linientreue sollten künftig Mieter sein, so die Forderung der Nationalsozialisten. Denn die heutige Weststraße war zu jener Zeit Aufmarschstraße des diktatorischen Regimes. Sie führte direkt zum Thingplatz (Versammlungsplatz) im Stadtpark und trug damals den Namen Martin-Mutschmann-Straße (Gauleiter, Reichsstatthalter, ab 1935 sächsischer Ministerpräsident).
Bis heute verweist das Haus im Äußeren und Inneren auf seine eigentliche Nutzung und damit die tragischen Ereignisse im III. Reich: Großzügige Raummaße, lichtdurchflutet durch die imposanten Bogenfenster im Untergeschoss, das ausladende Eingangsportal – hier wollte die Freireligiöse Gemeinde Markranstädt zusammenkommen, ihre Gemeinschaft im freien Geiste leben.
Nach vielen Jahren kommunaler Nutzung, später auch in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), ging das Haus nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung in private Hand. Bis dato beherbergt es Mietwohnungen.
2019 haben wir diesen historisch so bedeutenden Bau, im Westen des Leipziger Umlandes gelegen, direkt am Markranstädter Stadtpark, erworben. Neben der Vermietung wollten wir damit auch eine langgehegte Idee umsetzen: Wir wollten ein Apartment schaffen, weltoffen und international, individuell und persönlich. So, wie wir es uns auf vielen Reisen gewünscht hätten.